Dienstag, 10. August 2010

Wikileaks

WikiLeaks
... could become as important a journalistic tool
as the Freedom of Information Act.

— Time Magazine

..heißt es auf www.wikileaks.org, einem investigativ-journalistischen Portal welches sich auf die Veröffentlichung von als "geheim" klassifizierten Dokumenten aller Herren Länder/Regierungen/Konzerne spezialisiert hat. Das Team, das laut Wikileaks-Gründer und Chef-Editor Julian Assange aus ca. 800 Personen besteht hat jüngst durch die Veröffentlichung von ca 75.000 "geleakten" Dokumenten des amerikanischen Verteidigungsministeriums betreffend dem Afghanistankrieg, genannt "Afghan War Diary", wieder auf sich aufmerksam gemacht.

Den Augen der Geheimdienste entgeht nichts, und so kommt es, dass Wikileaks zunehmend in Bedrängnis gerät. Nicht lustig meine ich und will anhand dieses Interviews (DemocracyNow: Julian Assange responds to increasing US Government Attacks on Wikileaks) einige mir sehr relevant erscheinende Gefahren betreffend Wikileaks aufzeigen:

1. Wikileaks ist kein Staat, dementsprechend hat Wikileaks weder rechtssouveräne Gebiete, noch kann es sich auf den Schutz einer rechtlich definierten Öffentlichkeit berufen. Wikileaks ist strengenommen, wie es der ehemalige G.W. Bush Chief-Schreiberling Marc Thiessen drohend bemerkt, vogelfrei:

"Assange is a non-U.S. citizen operating outside the territory of the United States. This means the government has a wide range of options for dealing with him. It can employ not only law enforcement but also intelligence and military assets to bring Assange to justice and put his criminal syndicate out of business. The first step is for the Justice Department to indict Assange."

Einzig die Regierung von Island scheint von Wikileaks sehr angetan zu sein und diesem einen weitreichenden rechtlichen wie territorialen Schutz zu gewährleisten.

2. Wikileaks ist eine Organisation wie viele andere und hat nur begrenzte Ressourcen und begrenzte Möglichkeiten zur Absicherung der Organisationsstruktur. Soll heißen: Wikileaks wird in Zukunft große Probleme mit Infiltrierungsversuchen, gezielter Desinformation und Verleudmung bekommen.

3. Wikileaks hat viele Feinde. Neben der US-Regierung, die ausgenommen von Barack Obama, der sich, wahrscheinlich wegen Öffentlichkeits-relevanten Beweggründen noch nicht dazu bemüßigt hat sich über Wikileaks zu äußern, eine offene Feindschaft gegenüber Wikileaks pflegt, wäre da noch die australische (entzogen Julian Assange die Staatsbürgerschaft), die Taliban und diverse Geheimdienste denen allen eines gemeinsam ist: Sie hassen Transparenz. Sogar dem österreichischen Innenministerium dürften die durch den Afghanistan-leak öffentlich gemachte Informationen bezüglich dem ehemaligen Staatsbetrieb und nun blöderweise indirekten Taliban-Lieferanten Hirtenberger Wikileaks unangenehmer geworden sein.

4. Wikileaks sichert sich ab. Aber wie sicher kann man vor einer Horde Regierungen und Geheimdiensten sein? - Diese Frage lässt sich nicht ohne weiteres beantworten. Jedenfalls ist das Team um Wikileaks mittlerweile so schlau geworden, die Geheimdienste zurückzuerpressen:
Eine ca. 1,4 GB große, verschlüsselte Datei namens "Insurance" ist öffentlich auf www.wikileaks.org downloadbar und enthält höchstwahrscheinlich die 15.000 noch zurückgehaltenden geleakten Afghanistan-Dokumenten, welche sehr viele Namen enthalten und deshalb von noch größerer Brisanz sind.

Im zuvor genannten Interview von DemocracyNow mit Julian Assange beruft sich dieser zunehmend auch auf eine Öffentlichkeit, die Wikileaks "Hauptlebensversicherung" ist: Barack Obama müsse sich immer rechtfertigen. Das betrifft auch eine eventuelle Todesstrafe für den beschuldigten Leaker der Dokumente, Private First Class Bradley Manning. Barack Obama müsste einem Todesurteil laut amerikanischer Rechtsprechung zustimmen. Das würde natürlich eine Welle der Bestürzung auslösen, und genau das ist Wikileaks Versicherung.


Ich hoffe für Wikileaks das Beste. Es sind zigtausende Blogposts wie dieser hier, Diskussionen mit Freunden, Twitterfeeds, Spenden... bzw. DU der Wikileak's wirkliche "Insurance" darstellt.

Keep on leaking!

1 Kommentar:

  1. Falls dich Kritik auch interessiert: http://www.colbertnation.com/the-colbert-report-videos/270712/april-12-2010/julian-assange Aber ich denke Assange hat daraus gelernt: http://www.nytimes.com/2010/08/02/business/media/02link.html?_r=1

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